Was uns nährt

Susanne Brünjes • 16. April 2024

Was uns nährt

In dem Wort Nahrung steckt seine Bedeutung bereits drin: Das, was wir zu uns nehmen, sollte uns nähren. Auf allen Ebenen. Körperlich, mental, seelisch und spirituell.

Hören wir das Wort Nahrung, so denken wir vermutlich als erstes an einen gedeckten Tisch. An Nahrung in Form von Essen und Trinken. Tatsächlich ist Nahrung aber so viel mehr. Wir nähren nicht nur unseren Körper, sondern „füttern“ auch ständig unseren Geist und unsere Seele mit dem, was wir sehen und hören.

Alle Sinneseindrücke sind eine Form von Nahrung. Die Filme, die wir schauen, die Nachrichten, die wir hören oder sehen, Gespräche, die wir führen – mit anderen oder mit uns selbst. Bücher und Artikel, die wir lesen. All das sind Eindrücke, die uns nähren oder uns, im Umkehrschluss, aus dem Gleichgewicht bringen, uns Energie rauben können. Die im schlimmsten Falle sogar dazu führen können, dass wir in „ständiger Alarmbereitschaft“ und Sorge leben.

„Du bist, was du verdaust“

Das, was wir essen, wird zum Baustein unseres Körpers. Sicher hast du schon den Ausspruch „Du bist, was du isst“ gehört. Im Ayurveda wird es noch ein wenig differenzierter betrachtet. Es geht vor allem darum, was unser Körper verdauen kann. So nutzen die besten Nährstoffe unserem Körper nichts, wenn er sie nicht verwerten kann. Der Schlüssel dazu ist „Agni“, unser Verdauungsfeuer. Stellen wir es uns wie eine Flamme vor, so sollte es ruhig und ausgeglichen brennen. Nicht zu heiß und schnell, nicht zu sehr auf „Sparflamme“.

Unser Verdauungsfeuer ist gekoppelt an die Rhythmen der Natur: morgens, zu Sonnenaufgang, ist es noch schwach, mittags, wenn die Sonne am höchsten Punkt steht, hat auch das Agni seine größte Kraft. Und am späten Nachmittag beginnt es dann langsam wieder schwächer zu werden.

Wir können unseren Körper unterstützen, indem wir morgens nach dem Aufstehen schon mal ein großes Glas warmes Wasser trinken und, wenn wir frühstücken, etwas Warmes, Gekochtes zu uns nehmen (z.B. ein Porridge). Da das Verdauungsfeuer noch schwach ist zu dieser Tageszeit, helfen wir ihm so ein wenig „auf die Sprünge“ und belasten es nicht mit schwer verdaulichen, kalten Mahlzeiten. Der Körper bekommt so Energie, statt viel Energie aufwenden zu müssen. Wenn wir unsere Hauptmahlzeit zur Mittagszeit einnehmen, wenn das Agni auf Hochtouren läuft, fällt es dem Körper leichter, eine ggf. komplexere Mahlzeit zu verdauen. Und abends, wenn das Feuer wieder kleiner wird, können wir es mit einer leichten, warmen Mahlzeit, wie zum Beispiel mit einer Suppe, unterstützen.

Qualität und Quantität der Nahrung
Nicht nur die Zeit der Nahrungsaufnahme, sondern auch die Qualität und Quantität der Nahrung spielt im Ayurveda eine Rolle. Am besten kommt unser Körper mit der Nahrung zurecht, die aktuell bei uns wächst. Mit den Erdbeeren, die von weit her im Winter eingeflogen werden, kann unser Verdauungssystem dann wenig anfangen. Im Juni oder Juli aber, ist es bestens darauf eingestellt, soviel Energie wie möglich aus den Erdbeeren zu ziehen und uns mit guten Nährstoffen zu versorgen. Andersherum würden wir vermutlich auch nicht auf die Idee kommen, eine schwere Kohlmahlzeit im Hochsommer zu essen.

Schmeckt uns das Essen besonders gut, so essen wir vielleicht gerne auch mal über den Hunger hinaus. Meist fühlen wir uns danach schwer und träge, was auch daran liegt, dass unser Körper ordentlich zu tun hat mit der Verwertung der Nahrung. Mein Lehrer hat den Magen einmal mit einer zu vollen Waschmaschine verglichen: Wenn wir sie zu voll laden, dann kann sich die Wäsche darin nicht mehr bewegen und wird auch nicht wirklich sauber. Es braucht immer ein wenig Platz, denn auch unser Magen braucht Bewegungsfreiheit, um die Nahrung zu sortieren und zu zerlegen.

Bewusstheit beim Essen
Und noch etwas ist unglaublich wichtig, damit wir unser Essen gut verdauen können. Damit wir überhaupt merken, wann wir satt sind: Achtsamkeit. Essen ohne Ablenkung durch Computer, Handy oder Fernseher. Bewusstes und langsames Essen und sorgfältiges Kauen. Das Ayurveda sieht vor allem auch die Gemütsverfassung, in der wir uns an den Tisch setzen, als wichtige Voraussetzung für eine gute Verdauung. Essen wir in Hetze, Stress oder gar mit Ärger, so machen wir es unserem Agni sehr schwer. Also lieber einmal durchatmen vor dem Essen und hitzige Diskussionen auf später verschieben. Und stattdessen in Ruhe und Dankbarkeit die Mahlzeit einnehmen.

Sich vor dem Essen einen Moment Zeit zu nehmen für ein kurzes Tischgebet, scheint uns vermutlich überholt oder zu religiös. Aber ich finde es schön, sich, bevor man beginnt, einen Moment zu besinnen und sich, zumindest innerlich, für das Essen zu bedanken. Bei Mutter Erde, die dafür gesorgt hat, dass die Nahrung wachsen konnte, für diejenigen, die die Pflanzen für uns versorgt und geerntet haben. Für die Sonne und den Regen, die ihren Teil dazu beigetragen haben. Und natürlich für die Person, die ihre Liebe und Mühe in die Zubereitung der Mahlzeit gesteckt hat. 

Nährende Gedanken
Wie eingangs schon geschrieben, müssen auch alle Sinneseindrücke, die uns täglich begegnen, „verdaut“ werden. Alles, was wir zu uns nehmen, egal auf welcher Ebene, hat einen Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. So auch die Nachrichten, die wir hören, die Filme die wir sehen, die Bücher und Artikel, die wir lesen. Sie können uns dabei unterstützen, in einem ausgeglichenen und harmonischen Zustand zu sein. Oder sie rauben uns unserer Energie und fesseln unseren Geist mit negativen Gedanken, mit Angst und Sorge.

Ich höre oder sehe zum Beispiel fast nie die Nachrichten. Damit stoße ich oft auf Unverständnis. Wie ich denn so mitbekomme, was in der Welt passiert, werde ich oft gefragt?

Es geht wenig an mir vorbei. Das, was wirklich wichtig ist, höre ich immer von Jemandem oder lese es irgendwo. Aber ich füttere mich nicht mehrmals täglich damit. Die meisten Nachrichten, die wir in Fernsehen und Radio oder auch in den sozialen Medien hören und sehen, sind negative Nachrichten. Und ich verpasse nichts, wenn ich mir das nicht mehrmals am Tag anhöre. Ganz im Gegenteil, ich suche nach guten Nachrichten. Schaue mich um nach Dingen, die gut gelaufen sind – und füttere meine Seele so mit schönen Bildern, mit Freude und Zuversicht. Das heißt nicht, dass ich die Augen verschließe vor dem was passiert und es ignoriere. Aber so bleibe ich in Balance, auch wenn die Welt mal wieder Kopf steht. Denn es hilft mir nichts, wenn ich, gefangen in einem Karussell aus schlechten Nachrichten, in Angst und Sorge lebe. Ganz im Gegenteil. Ich brauche mein inneres Gleichgewicht, um in meiner Kraft zu bleiben. Denn nur dann kann ich im Außen etwas verändern und bewirken. Kann „gute Gegengifte brauen“ und „Freundlichkeit und Stille ins All atmen, Zuwendung und Aufmerksamkeit und sogar Güte", wie die Schriftstellerin und Journalistin Gabriele von Arnim in ihrem Buch „Der Trost der Schönheit“ schreibt.

Was mich nährt? Zeit in der Natur, Yoga und Meditation, tiefe Gespräche mit Freunden Bücher (wie zum Beispiel das erwähnte Buch von Gabriele von Arnim), Menschen, die Gutes in die Welt tragen und mit ihrem Sein im Kleinen Funken aus Licht versprühen, Neues lernen. Und noch so vieles mehr.

Was unterstützt dich dabei, ausgeglichen und in deiner Mitte zu sein? Was nährt dich? Ich freue mich, wenn du es mit mir teilen magst.

Herzensgrüße, Susanne Brünjes

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